Arnold Schönberg
Selbstportrait
Traunkirchen. 22. Oktober 1921

Gegen Ende seines Aufenthalts in Traunkirchen zeichnete Schönberg ein kleines Selbstportrait. Sein melancholischer Blick lässt unterschiedliche Deutungen zu. Die glückliche wie ertragreiche Sommerfrische neigte sich dem Ende zu. Schönberg hatte kompositorische Entdeckungen gemacht, die seiner Überzeugung nach »die Entwicklung der Musik für die nächsten Hundert Jahre« bestimmen sollten. Nach den im Juli begonnenen Klavierkompositionen wurde er gewahr, welche Chancen die systematische Arbeit mit fixierten Tonfolgen versprach. Sollte es möglich sein, aus einer einzigen melodischen Gestalt das musikalische Material für ein vollständiges Werk abzuleiten? Er experimentierte mit unterschiedlichen Arbeitstechniken, die sich jedoch kaum zu einem kompositorischen Prinzip verallgemeinern ließen. Sein Schaffen verzweigte sich in unterschiedliche Richtungen. Neue Pfade taten sich auf, aber das Ziel blieb noch lange im Ungewissen.