Arnold Schönberg
Fünf Klavierstücke op. 23/i
Erstniederschrift. 9. Juli 1920

Ende Juni 1920 erhielt Schönberg einen Brief des Musikwissenschaftlers ­Henry Prunières. Der Gründer der französischen Zeitschrift La Revue musicale bat um einen musikalischen Beitrag zu einer Sondernummer, die dem Gedenken an Claude Debussy gewidmet werden sollte. Schönberg machte sich bald an die Arbeit. Auf den 9. Juli 1920 ist ein Klavierstück datiert, das den Ton eines Tombeau, eines musikalischen Grabmals, heraufbeschwört. Es beginnt als polyphoner Satz, dessen drei Stimmen bis Takt 6 jeweils 21, 20 und 13 Töne enthalten. Bereits im vorletzten Takt des vierten Notensystems nimmt Schönberg die Oberstimme im Bassregister wieder auf. Durch Veränderung von Oktavlage und Rhythmus ist sie allerdings kaum wiederzuerkennen. Später werden alle drei Tonreihen solcherart wiederholt. Hörbar ist dies allenfalls bei sehr genauer Kenntnis des Stücks. Die den Klängen zugrundeliegenden abstrakten Tonfolgen, welche flexibel mit individuellen musikalischen Gestalten verbunden werden können, wirken als strukturelles Rückgrat der Komposition.