Arnold Schönberg und der Sommerfrischen-Antisemitismus im Salzkammergut
Online-Gedenkausstellung
Eine judenreine Sommerfrische
Objekt #35
Eine judenreine Sommerfrische
»Reichspost. Unabhängiges Tagblatt für das christliche Volk« 28/183 (6. Juli 1921), p. 4
Österreichische Nationalbibliothek, Wien
»Aus Salzburg wird uns geschrieben: Die liebliche Sommerfrische Mattsee war seit jeher eine judenreine Gemeinde, in der nur deutscharische Sommergäste Aufnahme finden konnten. Bereits im Vorjahre hatte es energische Arbeit gekostet, um den Judenzustrom abzuwehren und die Sommerfrischler haben nach Beendigung der Saison in einem öffentlichen Anschlag auf dem Stiftsplatze den Dank und die Anerkennung den Mattseern ausgesprochen, daß sie ihren Grundsätzen treu geblieben waren und den jüdischen Sommergästen einfach die Türe gewiesen hatten.
Im heurigen Jahr ist die Sache etwas anders geworden: Durch die Vermittlung des Schwiegersohnes unseres großdeutschen Landeshauptmannstellvertreters Ott wurde der Komponist Schönberg, ein Jude aus Prag, in Mattsee eingeschmuggelt. Und wie das nun einmal so ist, wo Tauben sind, fliegen Tauben zu, tauchten in dem bisher judenreinen Mattsee auf einmal verschiedene Stammesgenossen auf. Der Gemeindeausschuß von Mattsee hat jedoch Ordnung geschaffen und in seiner letzten Sitzung folgenden Aufruf zur Veröffentlichung beschlossen:
›Der Gemeindeausschuß von Mattsee hat in seiner Sitzung vom 19. Juni einstimmig seiner Entrüstung Ausdruck verliehen, daß einzelne Vermieter von Sommerwohnungen in Mattsee dieselben Juden überlassen und dadurch den altbekannten Ruf Mattsees als judenreine Sommerfrische schwer geschädigt haben. Ueberdies hat der Gemeindeausschuß in eben dieser Sitzung den einstimmigen Beschluß gefaßt, an die Vermieter von Sommerwohnungen in Mattsee einen Aufruf zu erlassen, enthaltend das ›Ersuchen, den Ort Mattsee auch weiterhin judenrein zu erhalten. Der Gemeindeausschuß von Mattsee richtet an die Bevölkerung das dringende Ersuchen, keinem Juden eine Wohnung zu vermieten, damit der Ort vor der Verjudung bewahrt bleibe und die deutsch-arische Bevölkerung vor Schikanen geschützt sei.‹
Darauf haben die Sommerfrischler von Mattsee, die unter der Arroganz der bereits eingewanderten Juden schon ziemlich zu leiden hatten, einen Aufruf drucken lassen, in welchem sie der Gemeinde für den Schutz danken und der Hoffnung Ausdruck geben, daß das liebliche Mattsee auch weiterhin so energisch vor der Verjudung geschützt bleibe. Interessant ist es, daß der Sohn [Franz Ott] des großdeutschen Landeshauptmannstellvertreters [Max] Ott, ebenfalls ein strammer Heilrufer, sich sehr für die Juden einsetzte. Auf die Kundmachung der Gemeinde hin haben die beleidigten Juden mit Stillschweigen geantwortet – –«.
Cf. Therese Muxeneder: Arnold Schönbergs Konfrontationen mit Antisemitismus (III), in: Journal of the Arnold Schönberg Center 16/2019. Edited by Eike Feß and Therese Muxeneder. Wien 2019, p. 165–254

Einführung

Die heurige Fremden-Saison in Mattsee
Objekt #1

Heinrich Schönberg mit Frau Berta und Tochter Margit
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Besuchen Sie mich
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6 04
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Hier ists sehr schön
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Harmonielehre
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Ein beliebtes Ferienziel
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Arroganz und morgenländische Allüren
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Schinakl fahren
Objekt #9

Judenfreie Sommerfrische
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Er ist gut gelaunt
Objekt #11

Heil Salzburg! Salzburg will den Anschluß!
Objekt #12

Wie geht es Dir und den Deinen in Mattsee?
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Sie werden mit mir zufrieden sein
Objekt #14

Kaiserin-Elisabeth-Bahn
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Gesellige Zusammenkünfte
Objekt #16

Antisemitische Scandale
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An Arier abzugeben
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Disharmonie
Objekt #19

Hinaus mit den Juden!
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Es geht ihnen dort sehr gut
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Arnold Schönberg: Felix Greissle
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Arnold Schönberg: Harmonielehre
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Arnold Schönberg: Die Lehre vom Zusammenhang
Objekt #24

Es muß prachtvoll dort sein
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Ich bleibe nicht einen Tag länger
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Bedrohung im eigenen Haus
Objekt #27

Judenfeindliche Kundgebungen
Objekt #28

Der Taufschein des Komponisten
Objekt #29

Arnold Schönberg: Über Zemlinsky
Objekt #30

Die Judenkolonie in Mattsee
Objekt #31

Diese unerhörte, unglaubliche Sache
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Der Gemeindearzt
Objekt #33

Ein arischer Sommerfrischler
Objekt #34

Eine judenreine Sommerfrische
Objekt #35

Einsteins Propagandarede
Objekt #36

Die ekelhafte Pressenotiz
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Verhetzung
Objekt #38

Rassenantisemitische Attitüde
Objekt #39

Es ist so still in mir
Objekt #40

Ideeller und materieller Schaden
Objekt #41

Zu Gast bei Max Ott
Objekt #42a

Zu Gast bei Max Ott
Objekt #42b

Ankunft in Traunkirchen
Objekt #43

Abreisen
Objekt #44

Zum Schluss sehr hässlich
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Zeitungen des In- und Auslandes
Objekt #46

Villa Josef
Objekt #47

Arnold und Mathilde Schönberg
Objekt #48

Wachgerüttelt
Objekt #49

Solche Verhältnisse
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Arnold Schönberg: Baronin Löwenthal
Objekt #51

Traunkirchen
Objekt #52

Arnold Schönberg: Präludium
Objekt #53

Eine lächerliche Sache
Objekt #54

Hegemonie auf dem Gebiet der Musik
Objekt #55